Das Anerkennungsverfahren

Lebenslauf

Vor den Erklärungen zu dem Lebenslauf und der Begründung ein kleiner Exkurs in grundsätzliche Überlegungen.In der Praxis werden nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Antragsteller aus inhaltlichen Gründen abgelehnt. Häufig sind Formfehler oder Fristversäumnisse Ursache einer Ablehnung.Es kann jederzeit davon ausgegangen werden, daß derjenige, der anerkannt werden möchte, auch anerkannt wird. Wichtig ist nur die Beachtung einiger vom Bundesamt für den Zivildienst aufgestellter Kriterien. Die Frage stellt sich dabei natürlich, inwiefern Ehrlichkeit und Ausführlichkeit Bedingungen für die Anerkennung sind. Im Grundsatz kann der Antragsteller sehr viel schreiben, auch Dinge, die nicht nachprüfbar oder unwahr sind.

Da das Bundesamt für den Zivildienst sich anmaßt, die Ernsthaftigkeit einer Gewissensentscheidung nach von ihnen aufgestellten Regeln beurteilen zu können, ist solch ein Erfüllen ihrere Erwartungen, d.h. das zu schreiben, was zur Anerkennung führt, nur konsequent. Es ist aber zu beachten, wenn Rückfragen vom Bundesamt für den Zivildienst in Bezug auf Widersprüche in der Begründung kommen, daß der Betroffene das Geschriebene mündlich glaubhaft vertreten können muß. Bei der Entscheidung, wieviel Zeit man in die Begründung und den Lebenslauf investieren soll, ist dies unbedingt zu beachten.

Die Kriegsdienstverweigerung ist in der Bundesrepublik nur aus Gewissensgründen zugelassen. Daher versucht das Bundesamt fur den Zivildienst mit Hilfe des Lebenslaufes und der Begründung festzustellen, ob der Antragsteller ein anerkennungswürdiges Gewissen besitzt. Damit begründen sich auch die Anforderungen an den Lebenslauf und die Begründung.

Der Leser im Bundesamt für den Zivildienst muß die Entwicklung zur Entscheidung zur Kriegsdienstverweigerung nachvollziehen können. Deshalb sollten in dem Lebenslauf mehr als die ansonsten geforderten Daten aufgeführt sein. Der lebenslauf bildet den Rahmen, in dem ihr versucht, die Entwicklung eurer Entscheidung zur Kriegsdienstverweigerung zu verdeutlichen. Die Begründung liefert nachher die Erläuterungen und Erklärungen, mit denen dieser Rahmen inhaltlich ausgefüllt wird.
Der Stil des Lebenslaufes sollte sachlich gehalten sein. Die Entscheidung, ob der Lebenslauf in Satzform oder tabellarisch verfaßt wird, ist für die Anerkennung nich relevant und bleibt jedem selbst überlassen.
Als Minimum müssen die persönlichen Daten, wie Name, Geburtsort und Geburtsjahr angegeben sein. Weiterhin gehören dazu die Namen und Berufe der Eltern und Geschwister, gegebenenfalls das Alter, wenn sie noch nicht arbeiten. Darauf folgt die Schilderung der schulischen Stationen und, falls besucht, auch des Kindergartens. Zusätzlich zu dieser rein sachlichen und zeitlichen Abfolge kommen dann Angaben über Ereignisse und Personen, die die Gewissensbildung beeinflußt haben. Dazu gehören zum Beispiel die Art der Erziehung, schwere Krankheiten, Tod von nahen Verwandten, Glaubenszugehörigkeit, Vaterwerdung, aber auch geschichtliche Ereignisse wie der Golfkrieg oder das Ende der DDR, von denen man behaupten kann, daß sie eng mit der Biographie verbunden sind. Engagements und Freizeitbeschäftigung,die Einfluß auf die Entwicklung der Persönlichkeit haben und hatten, sollten ebenfalls aufgezählt werden.

Zu beachten ist dabei, daß eine situationsbedingte Kriegsdienstverweigerung Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Gewissensentscheidung aufkommen lassen wird, d.h. es ist nicht ratsam, seine Entscheidung anhand einer einzigen Situation erklären zu wollen. Das Bedeutet jedoch nicht, daß der unmittelbare Zeitpunkt oder der Anlaß der Verweigerungsentscheidung als Summe von Erlebnissen erwähnt bleiben sollte.