Der Zivildienst hat durch seine Existenz den Pflegenotstand erst geschaffen, da mehr und mehr ausgebildete Kräfte den Zivildienstleistenden (aufgrund der Kostensenkung in den einzelnen Einrichtungen) weichen mußten. Und jetzt, in der Hochzeit des Plegenotstandes, werden weiterhin vermehrt Zivis eingesetzt, um Kosten einzusparen, die nötig sind, um dieses marode Pflegesystem irgendwie weiter funktionieren zu lassen. Der Zivildienst hat durch seine Einführung den Notstand in den sozialen Einrichtungen geschaffen, den er jetzt wieder lindern soll. Mit Goethes Worten heißt das: „Die Geister, die ich rief, werde ich nun nicht mehr los.“. Preisgünstig sind die waffenlosen Wehrpflichtigen einzig und allein für die Dienststellen selbst. Die zahlen nämlich nur einen geringen Anteil an den Gesamtkosten eines jeden Dienstleistenden. Die meisten Ausgaben tragen die Steuerzahler. Das belegen inzwischen mehrere Studien. Daß Zivildienstleistende keine billigen Hilfskräfte sind, belegte auch Dietmar von Boetcher 1993 an der Universität Bonn mit seiner Examensarbeit zum Thema „Zivildienst und sozialer Bereich“. Er ging von den Zahlen im nachfolgenden Kasten aus.
Kosten für den Einsatz tariflich bezahlter Kräfte | 4,793 Mrd. DM |
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Einsparungen des Etats für das Bundesamt für den Zivildienst | 2,104 Mrd. DM |
Einsparungen der Ausgaben der Dienststellen der ZDL | 0,808 Mrd. DM |
Mehreinnahmen der Sozialversicherung | 0,792 Mrd. DM |
Mehreinnahmen an Steuern | 0,683 Mrd. DM |
Einsparungen von Arbeitslosengeld/-hilfe, Sozialhilfe, Wohngeld | 0,479 Mrd. DM |
Einsparungen und Mehreinnahmen insgesamt | 4,866 Mrd. DM |
Das Ergebnis seiner Arbeit sieht folgendermaßen aus:
„Die Gegenüberstellung von Kosten und Einsparungen bzw. Mehreinnahmen
verdeutlicht, daß selbst ohne die Beschäftigung eines einzigen Arbeitslosen
die Ersetzung der Zivildienstleistenden durch tariflich bezahlte Kräfte - unter
Berücksichtigung der übrigen gemachten Ausgaben – lediglich gut 400 Mio. zusätzlich
kosten würde, während sich Kosten und Einsparungen bzw. Mehreinnahmen sogar in etwa
die Waage halten, wenn man davon ausgeht, daß von den gut 90000 neu zu schaffenden
Stellen ca. 45000 mit Arbeitslosen besetzt werden. (...)
Als Ergebnis bleibt festzuhalten, daß die weitverbreitete Annahme, Zivildienstleistende
seien billige Arbeitskräfte und der jetzige ‚soziale Standard‘ sei ohne sie bzw.
andere vermeintlich billige, zwangsverpflichtete Arbeitskräften nur mit einem
immensem finanziellen Mehraufwand haltbar, einer sehr engen betriebswirtschaftlich
ausgerichteten Sichtweise entspringt. Bei Einbeziehung gesamtwirtschaftlicher Überlegungen
hingegen scheint der Verzicht auf den Zivildienst sehr wohl ohne Abstriche bei den
Leistungen im sozialen Bereich möglich zu sein. (...)“