Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung [MAZ]
13.11.2003 VOR ORT : POTSDAM : AUF EINEN BLICK
ID: 141333

KEIN FLÜGELBAU OHNE GESAMTPROJEKT

Rückschlag für das Stadtschloss

VOLKMAR KLEIN

INNENSTADT Bei den Plänen zur Rekonstruktion des Stadtschlosses gibt es offenbar einen schweren Rückschlag. "Wir werden den ersten Torflügel des Fortunaportals erst errichten, wenn der Bau des kompletten Gebäudes beschlossene Sache ist", sagte Dieter Lenhard, Geschäftsführender Gesellschafter der Robert Scharpf Bau-Consult, gestern auf Anfrage.

Sein Unternehmen hatte vor einem knappen Jahr angekündigt, einen der beiden Portalflügel auf eigene Kosten als Referenzobjekt bauen zu wollen. Damals sagte Lenhard, er wolle ein Zeichen der Hoffnung setzen, nachdem Ministerpräsident Matthias Platzeck ausgerechnet bei der Fertigstellung des von Günther Jauch bezahlten Fortunaportals den Schlossbau auf lange Sicht vertagt hatte. Lenhard kündigte damals an, den Flügel als Schlosscafé einrichten zu wollen. Als Termin des Baustarts nannte er das Frühjahr 2003.

Gestern betonte er, sein Engagement sei nie anders zu verstehen gewesen, als dass man erst beginne, wenn das Gesamtprojekt festgezurrt sei. Für Oberbürgermeister Jann Jakobs war der Flügelbau jedoch stets Teil der Strategie, das Landesparlament und die Potsdamer Stück für Stück durch die Schönheit des Faktischen für die Schlosspläne zu gewinnen. Die derzeit laufenden Erschließungsarbeiten auf dem Alten Markt sind ausdrücklich darauf angelegt, neben der Bebauung am Ufer der Alten Fahrt zunächst den Portalflügel errichten zu können.

Jakobs drängt jetzt verstärkt auf eine schnelle Entscheidung des Landtages für einen Parlamentsneubau in der historischen Schlossfassade. Wenn man das Projekt nicht bis zum Frühjahr 2004 beschließe, werde die Länderfusion scheitern, sagte er gestern als Gastreferent im Rotary Club Potsdam. Ohne attraktiven Landtagsbau würde Berlin Sitz des gemeinsamen Parlaments, "dann kann man sich die Volksbefragung der Brandenburger sparen".

Ohne das Schloss werde sich Potsdam auch nicht als "Kulturhauptstadt Europas 2010" bewerben können, sagte Jakobs. Die Beseitigung der Brache sei "konstitutiv für die Bewerbung", so der Oberbürgermeister. Er bezeichnete es als "fatal", dass der Landtag mit der Mehrheit der Großen Koalition den PDS-Antrag zur Unterstützung der Kulturhauptstadt-Bewerbung abgelehnt hat.

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