Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung [MAZ]
29.08.2003 VOR ORT : POTSDAM : AUF EINEN BLICK
ID: 128662

NACHTRÄGE ZUR STADT-UMFRAGE /
LIEBLINGSPLATZ IST HOLLÄNDISCHES VIERTEL

Schloss gilt als Identität stiftend

VOLKMAR KLEIN

Nach Feinauswertung der repräsentativen Stadtentwicklungsumfrage, die das Büro Wallraf & Partner im Auftrag der PDS-Fraktion in 400 Haushalten durchgeführt hat, sind Nachträge nötig. Bisher hatte die PDS informiert, dass die Hälfte der Potsdamer das Stadtschloss in historischer Fassade wolle, weitere 19 Prozent hätten sich für moderne Architektur ausgesprochen. Aus der Tatsache, dass das Schloss auf einer Prioritätenliste nur auf Platz sieben rangiert, folgerte die Partei, dass man sich Zeit lassen könne. Nach Beratung im Kreisvorstand forderten der Vorsitzende Jura Schöder und Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg gestern, städtebauliche Prioritäten zu setzen und die Arbeiten an der Freilegung des Schloss-Baugrundes einzustellen.

Bisher unerwähnt blieb, dass 49 Prozent die folgende Aussage "ganz" oder "teils" unterschreiben würden: "Das Stadtschloss muss unbedingt wieder aufgebaut werden, damit Potsdam wieder eine Identität stiftende Mitte erhält!" Nur 46 Prozent lehnen diese Aussage ab. Knapp fünf Prozent sind unentschieden.

Niederschmetternd für die Potsdamer Mitte ist die Antwort auf die Frage, wo die "unangenehmen" und "veränderungswürdigen" Plätze sind. Hier führt das Areal um den Staudenhof und den Alten Markt die traurige Hitliste. Letzterem gaben 146 Befragte das Attribut "leere Mitte und akuter städtebaulicher Missstand", weitere 140 entschieden sich für "verlärmtes Sammelsurium unterschiedlicher Bauten". 24 Potsdamer wollen die laut Umfrage-Büro ironisch gemeinte Wertung gelten lassen, der Alte Markt sei ein "Ensemble, das seine Spannung aus der Vielfalt bezieht".

Die Umfrage bringt weitere Auskünfte zur Sicht der Potsdamer auf ihre Stadt. Lieblingsplätze sind das Holländische Viertel nebst Nauener Tor, die Freundschaftsinsel und der Park Babelsberg. Die Brandenburger Straße polarisiert. Bei den "unangenehmen" Orten findet sie sich auf Platz drei, die Gegenmeinung zeigt sich in Platz sieben auf der Liste der Lieblingsorte. Ähnlich ambivalent ist die Bewertung des Potsdam-Centers.

Die Innenstadt ist inzwischen aus Sicht von 38 Prozent der Befragten attraktiver als 1990, weitere 35 Prozent würden das teilweise unterschreiben. Nur 16 Prozent sehen keine Verbesserung. Bei der Frage, was dort am meisten fehle, liegt das Kaufhaus mit Riesenabstand vorn, gefolgt von "niveauvollem Handel", Parkplätzen und einem Theater. Und was würden die Leute zuerst anpacken, wenn sie Oberbürgermeister wären? Arbeitsplätze schaffen.

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