Potsdam, den 22.04.2002

Presseerklärung

Kampagne rechnet mit Aufgabe der Synoden-Beschlüsse zum Aufbau der Garnisonkirche

Die Potsdamer Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär geht davon aus, daß die Beschlüsse der Kreissynode der Ev. Kirche zum Aufbau der Garnisonkirche in den Verhandlungen mit der Stiftung Preußisches Kulturerbe weiter aufgeweicht werden.

Es ist ohnehin zu bezweifeln, daß das Citykirchenkonzept mit dem Versöhnungszentrum im Inneren und dem Nagelkreuz auf der Turmspitze eines Nachbaus der Garnisonkirche geeignet ist, den Symbolwert des Kirchturms für Deutschnationale und Rechtsextremisten zu verändern

Diese Bedenken der Kampagne teilten viele Mitglieder der Synode. Vor der Beschlußfassung über das Citykirchenkonzept wurden zahlreiche Anträge eingebracht, die einen klareren Bruch mit der Geschichte der Garnisonkirche in der Art der Nutzung und der äußeren Gestalt des Bauwerkes angestrebt hatten. Letztlich faßte die Synode den Beschluß, den Nachbau der Garnisonkirche insbesondere unter folgenden engen Voraussetzungen zu unterstützen:

    - Nutzung als Versöhnungszentrum
    - Errichtung durch eine kirchliche Stiftung
    - Ausdruck des Bruchs mit der Geschichte des Bauwerks durch Nagelkreuz, eine dritte Melodie für das Glockenspiel und eine Video- und Lichtprojektion

Dieser als letztmöglicher Kompromiß unterbreitete Vorschlag wird nun weiter aufgeweicht. Insbesondere über das Nagelkreuz und die Trägerschaft soll nachverhandelt werden.

Die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär hat in den letzten Jahren die kritische Diskussion über die Geschichte und den Symbolgehalt der Garnisonkirche intensiv vorangetrieben. Wir bedauern, daß der u.E. unzureichende Kompromißvorschlag der Synode weiter zugunsten der rechtskonservativen Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel verschoben werden soll.

Der Verzicht auf das Nagelkreuz würde bedeuten, den Bruch mit der Geschichte der Garnisonkirche überhaupt nicht mehr gestalterisch sichtbar zu machen. Eine Trägerschaft durch die Stiftung preußisches Kulturerbe würde dazu führen, daß der Kirchturm später immer stärker mit nationalkonservativen Inhalten gefüllt wird.

Die Kampagne sieht die Gefahr, daß sich die progressiven Kräfte in der Kirche bei den Verhandlungen nicht soweit durchsetzen können, daß beim Nachbau des Garnisonkirchturms das rechtsextreme Symbol geknackt werden kann. In dieser Skepsis sehen wir uns auch dadurch bestätigt, daß diese Kräfte sich seit Jahren nicht einmal am symbolträchtigen "Tag von Potsdam" öffentlich Gehör verschaffen können.

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